So findest du den für dich passenden Laufschuh

13 Minuten

Sind wir mal ganz ehrlich. Die richtigen Laufschuhe finden, scheint alles andere als einfach. Tausende Modelle, unterschiedliche Hersteller, unterschiedliche Funktionsweisen und Formen der Schuhe machen das ganze offensichtlich zu einer wahren Wissenschaft. Natürlich gibt es Fachhändler, bei denen man sich beraten lassen kann, aber was wenn der nicht vor Ort ist, oder ihr euch erstmal selbst einen Überblick verschaffen wollt?

Unmöglich? Nein, wir zeigen euch, was ihr beim Kauf von Laufschuhen selbst beachten könnt und wie ihr für euch auch im Alleingang ziemlich sicher den passenden Laufschuh finden könnt.

 

Schritt 1: Die für euch ideale Schuhgröße bestimmen

Vergisst EU Schuhgrößen! Um die für euch ideale Schuhgröße zu ermitteln, müsst ihr ganz einfach euren Fuß vermessen und verstehen, wie ihr die korrekte Größe eines Laufschuhs bestimmt.

Fangen wir ganz vorne an, bei der Länge eures Fußes, die einzig und allein nachher die Schuhgröße eures Laufschuhs bestimmt.

 

Richtige Größe des Laufschuhs bestimmen

 

Euren Fuß abzeichnen

Stellt euch zunächst barfuß mit beiden Füßen auf ein Blatt Papier. Achtet darauf, dass ihr ganz normal steht und beide Füße neutral belastet. Dann zeichnet ihr mit einem Stift ganz nah um den Fuß herum einen Umriß. Fragt hier im Zweifel jemanden um Hilfe. Achtet darauf, dass ihr den Stift möglichst nah am Fuß entlang führt.

Eure Fußlänge vermessen

Habt ihr die Umrisse eurer Füße auf dem Papier, könnt ihr sie vermessen. Sucht euch den vordersten Punkt eurer Zehen (nicht immer der große Zeh!) und den hintersten Punkt an der Ferse und zeichnet parallele Tangenten zu diesen Punkten. Messt danach den direkten Abstand dieser beiden Linien und notiert euch eure Fußlänge.

 

Richtige Größe des Laufschuhs bestimmen

 

Die richtige Schuhgröße anhand eurer Fußlänge wählen

Jetzt wird’s spannend. Der Grund warum EU Schuhgrößen so schlecht funktionieren und man immer das Gefühl hat, dass Laufschuhe so „unterschiedlich ausfallen“, liegt darin, dass sie nicht genormt sind. Jeder Hersteller kann im Grunde komplett willkürlich festlegen, was bei ihm eine Schuhgröße 44 oder 45 ist. Da gibt es aber Abhilfe. Ihr solltet getrost auf die EU Schuhgröße verzichten und stattdessen nach dem GRÖßENSCHLÜSSEL eines Schuhs suchen. Das ist die Angabe, mit welcher Sohlenlänge der Hersteller den Schuh in der EU Größe definiert.

In Kurz:

Ihr wählt nicht Schuhgröße 44.

Sondern ihr wählt eure Schuhgröße xx,x cm!

Beispiel eines Größenschlüssels bei Nike

Beispiel eines Größenschlüssels mit dem ihr die für euch passende Schuhgröße in CM bestimmen könnt (hier Auszug aus der Website Bike24)

Die Empfehlung, um nun die für euch passende Laufschuhgröße zu wählen ist, dass ihr zu eurer Fußlänge etwas Länge dazu rechnet. Dies macht man, da der sich unter Belastung beim Laufen durchaus wie ein „Stoßdämpfer“ etwas setzt und längt.

Die Formel für eure ideale Schuhinnenlänge ist daher:

IDEALE SCHUHLÄNGE = EURE FUßLÄNGE PLUS 10-15 MM

 

Schritt 2: Die geeignete Schuhkategorie wählen

Laufschuhe können in fünf verschiedene Kategorien eingeordnet werden. Darunter zählen Allrounder, Tempo Trainer, Wettkampfschuhe, Carbon Racer und Trailrunning-Schuhe. Anhand des Namens kann man bereits erkennen, was die jeweiligen Kategorien auszeichnet.
Wir haben mit unseren Freunden vom RUNNING CULTURE BLOG nachfolgend die verschiedenen Kategorien von Laufschuhen noch einmal genauer charakterisiert und die Top Modelle aus jeder Kategorie vorgestellt.

Anmerkung: Wir werden für die Darstellung nicht bezahlt und die Auswahl erfolgt(e) wirklich subjektiv, welche Schuhe wir in den einzelnen Kategorien am ehesten empfehlen könnten.

 

Allrounder

 

Für das tägliche Training sind die sogenannten Allrounder die passende Wahl. Diese bieten für Anfänger und erfahrene Läufer ausreichend Dämpfung, Stabilität und Strapazierfähigkeit. Besonders unter den Allroundern gibt es für uns Läufer eine sehr große Auswahl und es ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach, die Modelle zu unterscheiden. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass man sich stets wohl in einem Allrounder fühlen muss, denn das ist der Laufschuh, mit welchem man die meisten Kilometer in einer Trainingswoche absolviert.

Bei den Modellen verfolgen Laufschuh-Marken verschiedene Ansätze in ihrem Konzept. Darunter fällt ein klassischer Aufbau, der Rocker-Shape sowie Laufschuhe mit einer maximalen Dämpfung. Hier heißt es klar ausprobieren und herausfinden, womit einem das Laufen am meisten Spaß bereitet.

 

Nike Pegasus 40 – Allrounder mit guten Preis-Leistungs-Verhältnis

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Nike Pegasus 40

 

Hoka Clifton 9 – Dynamischer und Komfortabler Allrounder

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Hoka Clifton 9

 

New Balance 1080 v 12 – Hoch gedämpfter Dauerläufer

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NB 1080 Fresh Foam v12

 

Den kompletten Testbericht verschiedener Allrounder Modelle findet ihr hier

 

Tempo Trainer

 

Stehen Tempo-Intervalle oder Tempodauerläufe im Plan, dann gibt es dafür ebenfalls das passende Schuhwerk. Natürlich kann dabei auch auf einen Allrounder zurückgegriffen werden, jedoch bringen Tempo Trainer noch mehr Dynamik mit sich. Im Aufbau sind diese leichter gestaltet, sind aggressiver und die Mittelsohlen bestehen aus reaktiveren Materialen. Bei der Passform gelten hier die gleichen Anforderungen wie bei einem Allrounder: Wohlfühlen muss man sich immer.

Für kürzere Distanzen wie beim Intervall Training empfehlen sich flachere Laufschuhe, welche man auch gern beim Bahntraining einsetzen kann. Bei Tempodauerläufen wünscht man sich mehr Komfort und Stabilität, da sind Tempo Trainer mit einer höheren Mittelsohle besonders gut geeignet. Hier kann auch schon zu einem Modell mit einer Nylonplatte in der Mittelsohle gegriffen werden, diese geben einen zusätzlichen Push an Dynamik und Stabilität.

 

Adidas Adizero Boston 11 – Tempo Trainer für viele Bereiche und Distanzen

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Adidas Adizero Boston 11

 

Saucony Kinvara 14 – Lightweight Trainer für flotte Einheiten

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Saucony Kinvara 14

 

New Balance FuelCell Supercomp Trainer – Maximale und dynamische Dämpfung

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New Balance FuelCell Supercomp Trainer

 

Den kompletten Testbericht verschiedener Tempo Trainer Laufschuhe findet ihr hier

 

Wettkampf Schuhe und Carbon Racer

 

Unter den Wettkampfschuhen herrschte in den letzten Jahren viel Bewegung. In diesem Zusammenhang ist der Einsatz von klassischen Wettkampfschuhen etwas in den Hintergrund geraten. Der Aufbau ist ähnlich zu den beschriebenen Tempo Trainern aber zusätzlich bringen sie noch weniger Gewicht auf die Waage. Auf der Marathon Distanz sieht man die Schuhe aktuell weniger, eher finden die Laufschuhe ihren Einsatz auf den kürzeren Distanzen im Wettkampf.

Auf den längeren Distanzen im Wettkampf haben sich die sogenannten Carbon Racer etabliert. Diese Laufschuhe besitzen eine Mittelsohle aus einem Super Foam. Diese Foams sind sehr leicht und bieten ein hohes Maß an Energierückgabe. In Verbindung mit einer Carbonfaserplatte in diesen Mittelsohlen ermöglichen die Schuhe einen verbesserten Halt und die Energie soll damit wieder gezielter dem Fuß zurückgegeben werden. Das setzt beim Laufen jedoch eine gewisse Erfahrung voraus, denn ein Laufstill über den Mittel- bzw. Vorfuß ist zwingend erforderlich, um von den Vorzügen des Laufschuhs profitieren zu können. Hierbei entstehen neue Belastungen für die Muskulatur und das muss trainiert werden. Bei den Pace-Bereichen sehe ich den Einsatz ab einer Pace von 4:30 pro Kilometer, ideal unter 4:00. Wer sich das im Wettkampf nicht zutraut, der sollte lieber zu Laufschuhen mit einer Nylonplatte greifen, diese haben einen geringeren Impact auf die Muskulatur.

 

Hoka Rocket X 2

https://www.running-culture.de/hoka-rocket-x-2-test/

Hoka Rocket X 2

 

Asics Metaspeed Sky Plus

https://www.running-culture.de/asics-metaspeed-sky-plus-test/

Asics Metaspeed Sky Plus

 

Adidas Adizero Agios Pro 3

https://www.running-culture.de/adidas-adizero-adios-pro-3-im-test/

Adidas Adizero Agios Pro 3

 

Den kompletten Testbericht verschiedener Wettkampf und Carbon Laufschuhe findet ihr hier

 

Trailrunning-Schuhe

 

Wer im Gelände seine Kilometer sammeln möchte, der benötigt dafür auch den passenden Trailschuh am Fuß. Bei der Suche nach dem richtigen Schuh sollte man sich zuallererst Gedanken um den Untergrund machen. Wer am Teufelsberg in Berlin läuft, der braucht ein anderes Modell als ein Läufer der in den Bergen unterwegs ist. Mit einem Door-To-Trail Laufschuh ist man ideal ausgestattet, wenn man von der Haustür bis über die Trails läuft. Diese Modelle lassen einen auch angenehm über Asphalt laufen und verschleißen auf den festen Untergrund nicht zu schnell. Wiederum bereiten sie auf den Trails mit gutem Grip und Stabilität viel Laufspaß.

Stehen ausdauernde Läufe in anspruchsvollem Gelände an, dann muss der Trailschuh entsprechend ausgesucht werden. Diese Modelle benötigen mehr Schutzelemente und auch ein aggressiveres Profil für einen verbesserten Halt beim Laufen. Bei den Dämpfungseigenschaften kann man sich an Laufschuhen für die Straße orientieren. Es kann zwischen flachen, direkten Schuhen bis hin zu maximal gedämpften Modellen für längere Läufe unterschieden werden.

 

On Cloudvista – Door-To-Trail Schuh mit guter Dynamik

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On Cloudvista

 

Salomon Sense Ride 5 – Ein Trailschuh für alle Fälle

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Salomon Sense Ride 5

 

Hoka Mafate Speed 4 – Komfortabler und Robuster Trailschuh

https://www.running-culture.de/hoka-mafate-speed-4-test/

Hoka Mafate Speed 4

 

Den kompletten Testbericht verschiedener Trail Running Schuhe findet ihr hier

 

Schritt 3: Eure Fußform verstehen und die beste Passform wählen

Ok, nun habt ihr einen Überblick über die verschiedenen Schuhkategorien und seid, Dank des ersten Schritts in der Lage, für jeden Schuh jeweils die passende Schuhgröße (=Schuhinnenlänge) zu bestimmen.

Die spannendste Frage ist und bleibt aber natürlich: Welcher Schuh ist denn nun in der Kategorie der beste für MICH?

Das klären wir im dritten und letzten Schritt.

Vorweg… es gibt sicher nicht den einen perfekten Schuh und auch unsere Vorstellung von je 3 Schuhen in den Kategorien ist nur ein Auszug aus der Vielfalt an Laufschuhen, aus denen ihr wählen könnt. Wir machen uns natürlich auch nichts vor und sind uns bewusst, dass Style, Marke und Pricing eine (vielleicht sogar noch größere) Rolle spielen, als die perfekte Funktion. Das Gute ist, mit unserem hier vorgestellten Workflow seid ihr in der Lage, die Passform für euch zu beurteilen und selbst zu entscheiden, welcher der, von euch bevorzugten Schuhe, auch der best passendste ist.

 

Eure Fußform verstehen

Anhand eurer Fußmaße den ideal passenden Laufschuh finden

Schaut euch nochmal eure Zeichnung der Füße an. Messt als erstes mal zusätzlich zur Länge auch noch den Abstand der breitesten Stellen an eurem Vorfuß aus. Dann schaut in dem Diagramm nach. Auf der x-Achse sucht ihr nach eurer Fußlänge. Dann fahrt ihr von dort aus in y-Richtung hoch bis zu eurer Breite. Über die Lage im Korridor könnt ihr für euch eine objektive Einschätzung, ob ihr eine eher breitere oder schmalere Fußform habt.

Ebenfalls lohnt sich mal ein Blick von der Seite auf euer inneres Fußgewölbe. Ist euer Fuß eher flach und neigt dazu unter Belastung zu stark zu „pronieren“, d.h. nach innen zu „kippen“, dann ist die richtige Breite des Schuhs nochmal etwas kritischer (einfach weil euer Fuß permanent nach innen gegen den Schuh arbeiten wird). Hier kann eine Laufanalyse im Schuhladen oder auch ein Slow Motion Video mit Hilfe von Jemanden bei euch zu Hause auch Aufschluss bringen.

 

Eure Fußform mit der Grundform der Schuhsohle abgleichen

Am Ende gilt natürlich: Nichts geht über Probieren.

Wir empfehlen immer, dass ihr euch eine kleinere, engere Auswahl, der für euch in Frage kommenden Schuhe nach Hause bestellt oder im Geschäft geben lasst und als erstes mal die Sohle aus dem Schuh entnehmt. Das idealerweise sogar VOR dem ersten Reinschlüpfen.

Stellt euch auf die Sohle und ihr bekommt einen ersten, sehr groben Eindruck, wie gut der Schuh zu eurem Fuß passen könnte. Keine Angst, vorne, vor euren Zehen solltet ihr die angesprochenen 10-15mm Platz sehen!

Betrachtet aber nun etwas genauer die gesamte Form, vor allem die Breite. Ihr müsst die Sohle nicht zwingend überall mehr klar sehen, aber ihr solltet zumindest in der Lage sein, mit eurem Finger um euren Fuß zu fahren und dabei die Sohle stets berühren können. Steht euer Fuß an einer oder mehreren Stellen so stark über der Sohle, könnt ihr davon ausgehen, dass dieser Schuh später dort Stress erzeugen wird. Egal ob ihr das sofort spürt oder nicht, der Schuh hat nicht die ideale Passform.

Versucht in diesen Fall ein anderes Model und schaut ob das besser hinhaut. WICHTIG: Wenn ein Schuhmodell in eurer richtigen Länge (die ihr in Schritt 1 definiert habt) nicht in der Breite passt, dann dürft ihr NICHT mit der Schuhgröße variieren, um den Schuh in der Breite passend zu machen. Das ist ein klassischer Fehler, den ihr vermeiden solltet.

Passt ein Schuh in der für euch korrekten Länge nicht in der Breite, dann ist es das falsche Modell, nicht die falsche Größe!

Die richtige Passform eures Laufschuhs finden

Beispiel eines zu schmalen Schuhaufbaus. Die gelbe Linie markiert das Fußbett im Schuh und zeigt, wo der Fuß nicht wirklich gut Platz findet.

 

Passform der Schuhe insgesamt erfühlen

Wenn ihr einen Schuh findet, bei dem Länge und Breite gut harmonieren zu scheinen, dann schlüpft rein.

Nun geht es ans „fühlen“. Es ist meist ein recht subjektiver Eindruck, aber ihr solltet die Schuhe min. 15 Minuten tragen und ein wenig darin gehen / laufen. Konzentriert euch auf das Gefühl im Schuh. Gibt es irgendwo Druckstellen? Fühlt ihr euch an einer gewissen Stelle eingeengt oder zu wenig gehalten? Idealerweise habt ihr das Gefühl, der Schuh fühlte sich an, wie eine zweite Haut und „saugt“ sich förmlich an euren Fuß. Wenn ihr das Gefühl habt, und vorher die Schritte 1-3 beachtet habt, dann habt ihr euren Schuh gefunden!

 

Zusammenfassung:

Hier nochmal der Ablauf um euren passenden Laufschuh zu finden in der Zusammenfassung:

  1. Zeichnet eure Füße auf ein Blatt Papier und misst diese in der Länge aus.
  2. Addiert zu dieser Fußlänge 10-15mm hinzu.
  3. Wählt nun ein paar für euch geeignete Modelle aus der passenden Laufschuhkategorie aus.
  4. Schaut bei diesen Modellen, welche EU Schuhgröße eurer ermittelten Schuhinnenlänge in cm entspricht.
  5. Nehmt bei diesen Schuhen zunächst die Einlegesohle heraus, stellt euch drauf und checkt die Grundpassform.
  6. Passt diese, dann schlüpft in den Schuh hinein und erspürt die allgemeine Passform mit min. 15 Min tragen.
  7. Ist die Passform nicht ideal (z.B. zu eng) dann korrigiert diese NICHT mit der Schuhgröße. Diese ist durch die Länge festgelegt!

 

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